Die eigene Stimme auf einer Aufnahme zu hören ist im ersten Moment sehr befremdlich. Vermutlich auch später noch. Meist hören wir unsere eigene Stimme auf einem Anrufbeantworter, oder beim Telefonieren mit dem Handy, wenn es eine Rückkopplung zu geben scheint. Mitunter finden wir unsere Stimme auch vergleichsweise „hässlich“ und wenig hörenswert…aber warum ist das so?!
Wir hören über unsere Ohren, soviel ist klar. Genau genommen hören wir mit unserem Innenohr. Dort sind winzige Knochen, die Schall aufnehmen und an entsprechende Nervenbahnen weiterleiten. Im Klartext: Wenn ich dich anspreche, dann produziere ich ein Geräusch (die Sprache). Dieses Geräusch wiederum besteht aus Schallwellen, die in dein Innenohr gelangen und vom Gehirn dann zu sinnvoller Sprache verarbeitet werden.
Wenn wir selber sprechen, dann passiert folgendes: Zum einen hören wir uns selber reden. Der Schall, der unseren Mund verlässt gelangt auch an unsere Ohren – wir können uns selber sprechen hören. Zum anderen werden beim Reden der Kiefer, das Jochbein, die Schädelknochen, etc. auch in Schwingungen gebracht. Diese Schwingungen gelangen dann auch an unser Innenohr.
Wie sich der Schall anhört, den wir über unsere eigenen Knochen weiter leiten, können wir uns anhören, indem wir beim Sprechen die Ohren zu halten. Es hört sich nach Sprache an, aber sehr dumpf.
Wir „hören“ also sowohl den Schall den wir nach außen schicken, als auch den Schall der Knochenleitung. Und die Summe daraus ist das, was wir als „innere Stimme“ hören.
Der Zuhörer außen hört aber nur den Schall, den wir über unseren Mund nach außen tragen. Und das ist unsere „richtige“ Stimme.
Wie oben beschrieben hören wir unsere Stimme meist nur in schlechter Qualität – Telefon, Anrufbeantworter, etc. Da fehlen die Höhen und die Bässe und meist gibt es noch eine Menge Hintergrundrauschen. Das ist per se nicht sehr angenehm.
Zum andere hören wir uns selber einfach nicht so oft. Zumindest nicht so oft, dass wir entspannt uns souverän damit umgehen, bzw. sich „normal“ anfühlt. Ich selber singe schon seit vieeeelen Jahren in Bands und bin immer noch kein wirklicher Fan meiner eigenen Stimme…soviel sei verraten. Wenn es dir also ähnlich geht: Das ist normal! 😉
Da gibt es ein paar einfache Tricks, die dir helfen können:
So, ich hoffe, der kleine Einblick in die Stimmphysiologie und die Tipps konnten dir etwas helfen? Wenn du Fragen oder Anregungen hast, dann schreib einfach einen Kommentar und ich freu mich, von dir zu lesen. Wenn du lieber mit mir direkt schreiben möchtest, dann kannst du das hier gerne tun.
Wenn du jemanden kennst, dem diese Tipps auch helfen könnten, dann teil diesen Beitrag mit den Social-Media-Buttons unter diesem Text. Ich freue mich über jeden Kontakt, ob bei XING, Twitter, Facebook oder sonst wo.
Wenn du Interesse an einem eigenen Podcast hast, dann folge diesem Link.
Bis dahin.
Gordon Schönwälder
Erdbeerkitty
Ich habe meine Stimme trotzdem immer gepflegt, man hat es mir aber nie angehört und jetzt bin ich am Ende.
Ich will einfach nur noch stumm sein.😭😭😭
Gordon Schönwälder
als jemand, der bis zur Pubertät stark gepoltert und gestottert hat, kann ich das ein Stück weit nachvollziehen. Auch wie es ist, wenn das Umfeld das auch noch als Makel bezeichnet.
Wenn du schon Symptome wie Depression oder soziale Ängste daraus entwickelst, möchte ich es dir (sofern noch nicht gemacht) dringend nahelegen, die professionelle Hilfe zu holen.
Hier findest du einen Ansprechpartner: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/info-telefon
Beste Grüße,
Gordon
Mimi
bitte lies unbedingt das Buch von Pete Walker - Posttraumatische Belastungsstörung... Wenn Du Deine Stimme seit Deiner Kindheit nicht mochtest, ist das ein starkes Anzeichen dafür, dass da von anderer Seite Einfluss genommen wurde. Ein Kind, das in seiner Art und Weise und in seiner Ganzheit (incl. Stimme!!) von den Eltern angenommen, geliebt und in seiner Individualität gefördert wird, entwickelt nicht solche Ansätze, in der bestimmte Eigenschaften von sich selbst als "hässlich" empfunden werden. Ich selbst habe nach 30 Jahren verzweifelter Suche, "was denn mit mir nicht in Ordnung ist" dieses wunderbare Buch gefunden und alle Symptome wie Depression und Sozialphobie komplett überwunden. Hierzu seien Dir zusätzlich die Videos von Richard Grannon auf Youtube ans Herz gelegt (falls Dein Englisch ausreichend gut ist, falls nicht, lohnt es sich, das zu verbessern (was ich getan habe und durch meine Genesung reich belohnt wurde). Ich wünsche Dir alles Gute! Mimi
Svenja
Gordon Schönwälder
du sprichst einen wichtigen Punkt an: Die Performanz der Stimme ist abhängig vom Befinden - weitestgehend.
Wenn ich in bestimmten Situationen unsicher bin, dann ist meine Stimme auch unsicher. Da reichen schon Nuancen an Muskelverspannungen im Kehlkopfbereich und schon ist die Stimme irgendwann belastet.
Also sollte man erst mit der Situation warm werden, bevor man sich und der eigenen Stimme die Schuld gibt.
Danke für deinen Impuls!!! Dazu mache ich bestimmt noch mal einen Beitrag.
Christian von Unternehmer.FM
danke Dir für die tollen Tipps. Ich würde zu Punkt 3 gerne meine eigene Erfahrung ergänzen.
Seit ich an einem Steharbeitsplatz arbeite, habe ich ein besseres Körpergefühl beim Sprechen in ein Mikro. Die "sich aufstauenden" Kräfte kann ich einfach besser "in den Boden treten". Dadurch bleibe ich auch bei Aufnahmedauern von über einer Stunde relativ locker und gelöst.
Mein Tipp: Wer die Chance hat, sein "Studio" an einem Stehpult aufzubauen, der sollte das unbedingt probieren.
Viele Grüße
Christian
Gordon Schönwälder
Super Tipp mit dem Stehpult. Durch den Stand kann man beim Sprechen die Luft besser fließen lassen und hat deutlich mehr Resonanzraum. Alles in allem die beste aller Sprecherpositionen - sofern das Mikro auch auf einer richtigen Höhe hängt.
Hast du an deinem Schreibtisch noch ein Pult, oder hast du ein separates Stehpult wie dieses, Christian? http://www.amazon.de/SixBros-Laptoptisch-Teak-Schwarz-Teakfarben/dp/B004CCTPBC/ref=pd_cp_office_3
Grüße,
Gordon
Siegmar
ich denke, man sollte sich nicht zu viele gedanken machen, wie man letztlich rüberkommt. wichtig ist, was man rüberbringen will und, es mit begeisterung zu tun. verbessern kann man sich immer... ;)
lg°siegmar
p.s.: stimmtrainer frederik beyer bietet einen kostenlosen stimmen-check an...
http://www.voiceofgermany.net/
Gordon1604
Vielen Dank für den Tipp mit Frederik Beyer. Hast du den Stimmen-Check schon gemacht?
Ich denke auch, dass man sich nicht ZU viele Gedanken machen sollte. Wichtig ist in solchen Fällen anfangs sowieso die Authentizität - wenn man anfangs eben nervös klingt, dann ist das so. Das ist nur zu menschlich und immerhin nehmen Menschen mit Menschen Kontakt via Podcast auf! Das ist das, was wir wollen.
Bis dahin. Gordon
Jörg Mann
ein gutes Thema, wie ich finde. Ich persönlich habe mich noch nicht dran gewöhnt.
Wenn ich was aufnehmen, dann immer im Stehen.
Viele Grüße
Jörg Mann
Gordon1604
Super Input! Ja, im Stehen aufnehmen ist natürlich absolut empfehlenswert. Dann kann die Luft am besten fließen. Man darf nur nicht zu statisch stehen, denn dann geht die Kraft in den Stand und nicht mehr in die Stimme.
Locker im Knie, Arme dürfen pendeln oder im Brusthöhe das Skript halten...perfekt!
Danke dafür Jörg! ;)
Brigitte Hagedorn
Eine guter Trick, um seinen richtigen Eigenton zu finden (also nicht zu hoch oder zu tief zu sprechen) ist auch der: An etwas leckeres zu essen denken und dann ein genüssliches "Hmmm" summen. Und neulich schlug ein Radiomoderator vor, es mit einem "Whow!" zu probieren. Und in dieser Tonlage klingen wir in der Regel auch am sympathischsten für unser Gegenüber.
Herzliche Grüße
Brigitte
Gordon1604
Die Stimme ist wahrlich eine Sache für sich.
Das mit dem leckeren Essen und der "Eigenstimme" ist ein Klassiker und das vollkommen zu recht. Eine Erweiterung wäre dann noch, einen Satz hinterher zu sprechen, wenn man gerade so "getunt" ist. So was wie: "Hmmm,...ist das lecker!" ;)
Guter Tipp, Brigitte. Vielen Dank dafür! ;)
Was denkst du?