In einem Interview (und natürlich auch in Solofolgen) steckt oft viel Potenzial, das brach liegt. Viele Gespräche sind einfach genau das: Gespräche.
Dabei kann man mit einer entsprechenden Fragetechnik und ein wenig Vorbereitung eine Story zimmern, die deinen Hörer von Anfang bis Ende fesselt. Dafür braucht es allerdings das Wissen um den Aufbau einer Story.
Chrissi-Joy Nöcker (Joy up your life) hatte mir im Rahmen unserer Zusammenarbeit die Frage gestellt, wie man Interviews noch besser machen kann.
Es ging um einen Mann, der durch ein Fernsehformat bekannt wurde und irgendwann aber "mehr" erreichen wollte. (Ich konstruiere den Fall ab hier!)
Und so kann das gehen!
(SPOILERALARM: Ich verrate hier den klassischen Storyaufbau, der seichte Geschichten dann noch vorhersehbarer macht. Außerdem erzähle ich in Kurzform die Geschichte von Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien, verfilmt von Peter Jackson. Wenn du das also noch lesen oder sehen willst...lies nicht weiter.)
Eine gute Story braucht einen guten Helden. Das kann in unserem Fall der Interviewpartner sein. Das können in einer Solofolge aber auch wir oder eine komplett andere Person sein, an deren Geschichte wir lernen.
Der Held hat normalerweise ein ruhiges und entspanntes Leben und ist irgendwann mit einem Problem konfrontiert, dass scheinbar übermächtig ist.
Bei Der Herr der Ringe ist es Frodo, der Sauron gegenüber steht. Oder Luke Skywalker und (vermeintlich) Darth Vader.
Es ist aber auch der Unternehmer, der vor einer sehr kniffeligen Wahl steht.
Echte Helden tragen selten Capes! Echte Helden stellen sich aber dem Gegner entgegen.
Wir Menschen lieben es, wenn wir Andere dabei beobachten können, wie sie ein Problem erleben und überwinden.
So ziemlich jeder Film, jede Geschichte oder jede Serie ist so aufgebaut. Der Held kommt an einen Gegenspieler und wir wollen sehen, was nun passiert und wie am Ende das Gute gewinnt.
"[...]ich wusste nicht mehr weiter und auf einmal[...]" - das sind Dinge, die in Stories eine große Rolle spielen. Entweder ist der Held durch try-and-error selber auf die Lösung gekommen. Oder es tauchte auf einmal ein Mentor auf, der die Lösung ein Stück weit näher brachte.
Der Held überwindet diverse Widerstände und beseitigt am Ende das anfangs für unüberwindbar gehaltene Problem. Achte mal auf Filme und Serien, die so aufgebaut sind. Leider wird dir dieses Muster immer wieder begegnen und das macht "seichte" Filme etwas vorhersehbar.
Die Überwindung der Hürde ist aber ein zentrales Element in der Heldenreise.
Danach kommt es meist zu einer Metamorphose des Helden, der nachher einfach nicht mehr der Gleiche ist.
Frodo (der Held) kommt durch Zufall an einen Ring, der einem dunklen Herrscher gehört (der Gegener). Frodo entscheidet sich, den Ring zu vernichten, um so die Welt zu retten (Entscheidung).
Er bekommt Hilfe von einem Zauberer und Wegbegleitern (Mentoren und Gefährten auf dem Weg). Er muss sich Armeen von Kreaturen, Drachen, Reitern und allerlei anderem stellen, bis er es am Ende schafft, den Ring zu vernichten (Lösung).
Am Ende ist er nicht mehr in der Lage sein altes Leben fortzuführen und muss weiter ziehen (Metamorphose).
Was könnten also leitende Fragen sein, die in dem oben genannten Fall (Schulen in Kolumbien) passend wären:
Ein Gespräch ist ein Gespräch ist ein Gespräch! ;)
Was so pseudointellektuell daherkommt, ist das Kernproblem vieler Interviews. Es geht um ein lockeren Talk, der mal mehr und mal weniger spannend ist. Oft eine Frage des Zufalls.
Dabei kannst du durch die Wahl der Fragen eine Geschichte erzählen, die beim zuhörer im Ohr bleibt.
Das bedeutet natürlich, dass du dich im Vorfeld mit deinem Gesprächspartner beschäftigen musst, um eben die relevanten Stellen herauszufinden und aufzubereiten. Ein Gespräch ist schnell gemacht, aber ein (gutes) Interview ist eine andere Sache.
Mit den Infos aus diesem Beitrag bist du aber schon viel weiter als Andere! ;)
Tobias Landgraf
Christian Fischer
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