Es ist ein Stück weit wie beim Kirschkern-Weitspucken: Der, der am weitesten kommt, gewinnt am Ende auch.
Wenn es eine Sache gibt, die alle Unternehmer, Solopreneure oder Wasweißichnochfürpreneure haben wollen, dann ist das Reichweite.
Reichweite für den Podcast.
Reichweite im Launch.
Reichweite für Webinare und so weiter und so fort.
Das ist auch überhaupt nichts verwerfliches - im Gegenteil. Die meisten onlinebasierten Unternehmungen brauchen Reichweite, um zu existieren. Aber leider sind die wenigsten Unternehmer bereit, aus ihrer eigenen Komfortzone raus zu kommen.
Irgendwann wird ihnen nämlich klar, dass hinter dem etwas undurchsichtigen Wörtchen "Reichweite" eigentlich nur eine Sache steckt:
Die Aufmerksamkeit von realen Menschen.
Reichweite bedeutet nicht nur, in der eigenen Filterblase unterwegs und präsent zu sein.
Reichweite bedeutet, dass du die Aufmerksamkeit der Menschen auf dich zu ziehst, die dich noch nicht kennen.
Erst wenn dir das gelingt, kannst weiter wachsen.
Die Aufmerksamkeit von Menschen ist etwas verdammt kostbares. Hat man einmal das Vertrauen verspielt, ist es eine zweite Chance sehr schwer zu bekommen. Gerade in den viel umsungenen Tagen wie diesen.
Immer mehr Menschen tummeln sich auf den digitalen Marktplätzen und schreien sich die Seele aus dem Leib. Um gegen diese Geräuschkulisse anzukommen, braucht es neben der eigenen Lautstärke auch ein paar gewichtige Lautsprecher.
Diese Lautsprecher nennt man Marketingsprech Influencer oder Multiplikatoren.
Multiplikatoren sind nicht leicht zu gewinnen
Aufgrund der Masse an Menschen, die auf den Markt tritt, haben es die, die schon eine gewisse Reichweite haben, nicht leicht.
Es vergeht bei mir kein Monat, in dem ich nicht ein paar Mal gefragt werden, ob ich etwas promoten, teilen oder bei etwas mitmachen möchte. Leider sind die Anfragen in der Regel so schlecht, dass ich nicht darauf reagieren mag.
Das mag vielleicht arrogant klingen, aber ich habe ein wenig Schiss vor den Überredungsversuchen.
Was am Ende den Unterschied ausmacht, der auch mich zum Mitmachen motivieren würde, verrate ich dir am Ende dieses Beitrags.
Lass mich dir jetzt zwei Beispiele zeigen, bei denen es mit den Multiplikatoren vermutlich klappt, bzw. nicht klappt.
Ein junger Mann buchte eine Beratungsstunde bei mir und wollte wissen, wie er für seinen Podcast "mehr Reichweite" bekäme, denn er würde gerne mehr verkaufen.
Ich frage ihn, was er bisher gemacht hat, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Er sagte, er habe die Netzgrößen eingeladen, sie hätten es auch geteilt, aber der große Sprung in iTunes kam leider nicht.
"Ich denke, du solltest ein wenig außerhalb deiner Filterblase schauen, ob du Medien oder Menschen findest die dir helfen könne. Dafür musst du vielleicht auch mal in die Offline-Welt schauen", war einer meiner ersten Ideen.
Darauf antwortete er etwas überrumpelt: "Ja, aber da draußen kennt mich ja niemand?! Warum sollte ich da nach Leuten suchen, die mir helfen?"
"Naja, vermutlich musst du da auch ein wenig Klinken putzen und dich und dein Podcast ein wenig verkaufen."
Und dann kam der Knaller, nachdem ich schon in Skype merkte, dass das auf Unverständnis traf:
"Nein, ich bin Online-Unternehmer. Das muss einfacher gehen!"
Ja, in dem Moment hätte ich gerne so irre gelacht, wie Tom Hanks in "Geschenkt ist noch zu teuer", aber es hätte ja auch nichts genützt.
Am Ende ist es natürlich nur meine Aufgabe Impulse oder Empfehlungen auszusprechen. Ich kann und will niemanden zu etwas überreden, was er oder sie nicht will.
In diesem Fall war es übrigens ein Coachee, der auf Empfehlung kam und mit mir und meinen Inhalten bisher nicht in Berührung kam. Da lobe ich mir doch die Filterfunktion von Content.
Aber es gab an diesem Tag noch ein zweites Beispiel. Eine Klientin hatte mich für einen halben Tag gebucht und wollte eine Strategie für den Launch aufgesetzt haben. Und das war ein ganz anderes arbeiten!
Meine Kundin ist Anfang dreißig und hat sich als Fotografin auf Portraitaufnahmen von Unternehmern (und denen, die es werden wollen) spezialisiert. Keine Blingbling-Aufnahmen mit dem Lambo auf Mallorca, sondern künstlerisch hochwertige, stylishe Sachen.
Sie wollte sich jetzt als Stylingberaterin nebenher positionieren, weil sie das während der Shootings eh schon macht.
Die erste Idee für mehr Reichweite war klar: andere Fotografen und Facebook-Gruppe, in denen sich angehende Unternehmer tummeln, sowie Xing.
Aber als ich fragte, was offline so noch an Kontakten und Möglichkeiten wären, rollte die kreative Maschine.
"Ach, jetzt wo du es sagst. Ich habe in Zeitung XY mal einen Artikel verfasst. Ich frage die einfach, ob ich noch mal was schreiben kann. Oder wie wäre es, wenn wir einen Unterwäsche-Hersteller ins Interview holen würden und er es in seinem Netzwerk teilt?"
Davon gab es auf einmal dutzend Ideen, von denen der Großteil auch verdammt spannend war.
Erkennst du den Unterschied zum ersten Beispiel?
Vermutlich ist dir bereits aufgefallen, wo der Unterschied liegt, oder?! Die Klientin im zweiten Beispiel ist mit zwei Kernfragen in die Überlegung gegangen:
Ja, wenn man außerhalb der Filterblase Aufmerksamkeit haben will, muss man vielleicht auch mal wieder einen Gastartikel schreiben, sich aktiv mit Menschen vernetzen und sich bei der Frage nach dem Business ("Okay, davon habe ich noch nichts gehört. Was machst du denn?") nicht direkt beleidigt weglaufen.
Manchmal muss man einfach auch wieder Klinken putzen.
Die Leute bekommen schon sehr schnell mit, dass Substanz hinter dir ist und du dir in einer anderen Filterblase schon eine Fanbasis aufgebaut hast. Deswegen wirst du auch nicht lange bei Null bleiben. Aber du solltest bereit sein, wieder zu arbeiten.
Ich denke, es gibt noch eine Reihe weiterer Tipps, aber mein Statement bin ich losgeworden.
Sei für mehr Aufmerksamkeit in einer neuen Filterblase bereit, dir wieder den Arsch abzuarbeiten. Aufmerksamkeit ist ein so hohes Gut, dass man nur noch in den seltensten Fällen geschenkt bekommt.
In der Regel muss man sich dafür bemühen und dafür solltest du dir nicht zu schade sein.
Was denkst du?